"Cinder & Ella" - mehr als ein modernes Märchen?


Rezension zu Kelly Orams Roman


Der Name schreit ja schon nach moderner Cinderella-Story... Nach mittelalterlichen Schlössern und Rittern kann man hier zwar lange suchen, die Geschichte von Cinderella findet man aber in vielerlei Hinsicht trotzdem wieder. 

Worum geht es?

In Kurzfassung:

Ella erleidet einen Autounfall, bei dem ihre Mom stirbt und ihr Körper entstellt wird. Sie muss zu ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern nach Kalifornien ziehen. Dort bekommt sie immer wieder zu spüren, dass sie eigentlich nicht erwünscht ist und aufgrund ihrer Entstellung als minderwertig angesehen wird. In der Schule ist sie die Außenseiterin und wird von ihren Mitschülern und ihren Stiefschwestern fertig gemacht. 

Ausführlicher:

Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben: aus Ellas und Cinders. Im Prolog chatten die beiden miteinander über Ellas Blog und die geplante Verfilmung ihres gemeinsamen Lieblingsromans, während Ella mit ihrer Mom im Auto sitzt. In dem Moment passiert der Autounfall. Ellas Mom ist sofort tot. Ella aber wacht drei Wochen später in einer Verbrennungsklinik aus dem Koma auf. 

Durch den Unfall ist Ellas Körper entstellt und zu 70 Prozent mit Narben übersäht. Ihre Mom war ihre einzige Familie in Boston, weshalb sie nach unzähligen OPs und monatelanger Reha zu ihrem Dad und seiner neuen, reichen und perfekten Familie nach Kalifornien zieht. Wie Cinderella hat sie nun eine Stiefmutter und zwei schöne Stiefschwestern, die sie unter einer lächelnden Fassade spüren lassen, dass sie ein Störfaktor ist.
Das spürt sie auch, als sie ihre neue Schule (natürlich eine Privatschule, auf der jeder perfekt ist - etwas anderes wäre unter der Würde ihrer neuen, reichen Familie) betritt. Sie ist ein Außenseiter und wird wegen ihres Aussehens und ihrem krüppeligen Gang zur Zielscheibe für ihre Mitschüler. Ihre Stiefschwestern befeuern das nur noch. Ella wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr altes Leben zurück. Deshalb beschließt sie, nach Monaten ihrem alten Chatfreund Cinder wieder zu schreiben, in den sie heimlich schon ewig verliebt ist, ohne ihn je persönlich getroffen zu haben. 

Was Ella nicht weiß: Cinder hingegen heißt in Wirklichkeit Brian Oliver und ist der berühmteste und heißeste Newcomer Hollywoods. Kurz vor Ellas Autounfall unterschrieb er den Vertrag für die Hauptrolle der Verfilmung ihres gemeinsamen Lieblingsromans. Als Ella sich monatelang nicht bei ihm meldet und auch ihr geliebter Blog stillliegt, ist er sich sicher, dass sie tot ist. 
Er ist niedergeschlagen und vermisst Ella, in der er eine Seelenverwandten gefunden hatte, und stimmt sogar einer Scheinverlobung mit seiner selbstverliebten Schauspielerkollegin zu.
Dann aber erhält er aus dem Nichts wieder eine Mail von Ella und fällt aus allen Wolken.

Meine Meinung:

Bevor ich "Cinder & Ella" gelesen habe, habe ich so viel Gutes über die Geschichte gehört, dass ich dem Buch unbedingt eine Chance geben wollte. Sonst zählen kitschige Märchen oder Geschichten über mittelalterliche Prinzessinnen nämlich nicht unbedingt zu den Büchern, die ich lesen möchte. "Cinder & Ella" hat aber (mal abgesehen vom Titel) erst auf den zweiten Blick tatsächlich etwas mit dem Märchen Cinderella zu tun.
Die Geschichte spiegelt zu 100% nicht das Mittelalter, sondern das 21. Jahrhundert wieder: Ella schreibt einen Blog, sie und Cinder chatten im Internet und Cinder ist Filmschauspieler in Hollywood - VIP-Klatsch und Tratsch inklusive. Ellas schrecklicher Verlust ihrer Mutter, ihre körperliche Entstellung und ihr Umgang mit den Mobbingattacken ihrer Mitschüler geben dem Buch eine ungemeine Tiefe, wie sie längst nicht jeder Young Adult Roman hat. Ich habe so sehr mit Ella mitgefühlt und war manchmal beim Lesen richtig wütend. Ihre Figur mochte ich wirklich besonders. Cinders Perspektive hingegen fand ich richtig spannend zu lesen und auch in seine Sicht konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Manchmal war er mir ein bisschen zu selbstverliebt, aber das ist als Hollywoodstar wahrscheinlich auch normal... Die Liebesgeschichte der beiden ist natürlich vorherzusehen und hat mich auch nicht überrascht. Das schadet der Geschichte aber nicht und sie ist trotzdem spannend und emotionsgeladen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. 

Meine Bewertung:

10/10⭐️
Starten wir direkt mal mit einer 10 von 10 Bewertung... Die muss natürlich vor dem Hintergrund des Genres gesehen werden. Young Adult Bücher haben leider häufig nicht die Tiefe, die Bücher aus anderen Genres (teilweise) haben. "Cinder & Ella" schon. Der Roman hat so viele Emotionen in mir geweckt, wie es kaum ein Young Adult Roman bisher geschafft hat. Also absolute Empfehlung!

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